Die Advance-Decline (AD) Linie setzt die Anzahl der jeweils steigenden zu den fallenden Aktie in Beziehung. Fällt diese Linie, wird die Anzahl der fallenden Aktien in einem Markt größer und die der steigenden weniger. Steigt ein Marktindex noch, wie hier der Dow-Jones 1928/29, während die AD-Linie schon fällt, spricht man von einer Divergenz, die stets ein Warnsignal für den Index darstellt. Die Aufwärtsbewegung des Index wird dann nämlich von immer weniger Aktien getragen.
Ein untrügliches Zeichen dafür, daß sich eine Spekulationsblase entwickelt, ist die zunehmende Bereitschaft, durch den Einsatz von Krediten die Gewinne auf sein eingesetztes Kapital zu hebeln. Der Kreditkauf von Aktienpositionen macht auch den Markt insgesamt instabiler, da Kreditpositionen in einem fallenden Markt nicht durchgehalten werden können. Fällt der Wert eines kreditfinanzierten Depots unter den Wert, den der Broker als Sicherheit für seinen Kredit benötigt, schreitet der Broker zum Zwangsverkauf des Depots, wenn der Kunde nicht weiteres Geld als Sicherheit nachschiessen kann. Solche Zwangsliquidationen waren in den Crashtagen im Oktober 1929, aber auch 1987 und an der NASDAQ heute, für die steilen Kursstürze an bestimmten Tagen mitverantwortlich.
Das stark wachsende Interesse breiterer Bevölkerungsschichten am Aktienmarkt zeigt sich immer auch in einem großen Zuwachs der Zahl von Investmentfonds. In den Hauptjahren des Aktienbooms in den 20er Jahren vervierfachte sich die Zahl der Fonds etwa, wie aus unterer Graphik ersichtlich ist.

 

Radio Corporation of America (RCA), eine der großen Modeaktien im Boom der 20er Jahre, die sich in kurzer Zeit mehr als verzehnfachte. Radio und Automobil waren die wichtigsten Innovationen der damaligen Zeit, die die Phantasie beflügelten und die Spekulation anheizten. Nach dem Crash teilte RCA das Schicksal vieler Aktien, die während einer Manie emporgetrieben wurden: Sie viel noch unter das Niveau zurück, von dem aus die Spekulation begann. Neuer Markt - und Internetwerte von heute lassen grüßen.

In diesem Chart des Dow-Jones Index (DJI) von 1922 bis 1939 zeigt sich die ganze Dramatik des US-Aktienmarktes vor und während der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre. Dem steilen Anstieg während des Wirtschaftsbooms in den 20ern bis knapp 400 Punkte folgte der Crash im Oktober 1929, der zu einer Halbierung des Index bis 200 Punkte führte. In einer Gegenreaktion konnte der DJI dis März 1930 etwa die Hälfte des Verlustes wiedergutmachen. Dann jedoch begann ein mehr als zwei Jahre dauernder, steiler Abstieg, an dessen Ende der DJI 90% an Wert vorloren hatte. Wer dann zwischen Mitte 1932 und Anfang 1933 noch Geld und Mut hatte, in den Markt einzusteigen, konnte in den 4-5 folgenden Jahren wieder über 300% gewinnen.